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Klassische Musik

Musiker sind Architekten des Himmels

Nach einem Gottesdienst im Altersheim «Casa Sogn Martin» in Trun, an dem wir einige Lieder sangen, überreichte uns Sur Tarcisi Venzin ein Geschenk – zusammen mit dem oben er­ wähnten Zitat. Für uns hat er einige Gedanken zu dieser Aussage aufs Papier gebracht. 



Wenn wir in unserem Leben zurückschau- en und überlegen: «Wann und wo gab es eine Vorahnung des Himmels? Wo Anspielungen, die uns etwas von dem, was wir Himmel nennen, erahnen liessen?» – dann gibt es für uns verschiedenste, unvergessliche Erfahrungen, wo Himmel und Erde sich berührten. Da sind Erfahrungen von Freundschaft und Liebe, von herzlicher Begegnung und Treue, die uns spüren lassen, dass Beziehungen Himmelsleitern sind. Wege zum himmlischen Glück. Die Erfahrung von der Grösse und Schönheit der Natur, die uns zutiefst berühren kann und immer wieder staunen lässt.


Wenn man den Himmel als einen Zustand begreift, in dem der Mensch angstfrei, glücklich und voll Vertrauen in der Geborgenheit Gottes sein darf, kann man durch Musik in die Nähe eines solchen Erlebnisses kom- men. Es gibt Musik, die himmlisch ist, die etwas zum Ausdruck bringt, das wir mit der Sprache nicht auszusagen vermögen:


«Die Musik ist ein Vorspiel des ewigen Lebens», so lautet eine alte Orgelinschrift. Rose Ausländer schrieb in einem Gedicht:

Eine Bachfuge fliegt in den Himmel

kommt zurück zu mir

fliegt in den Himmel….


So gesehen sind Musiker und Sänger Architekten des Himmels auf unserer Erde: Sie erschaffen einen Klangraum, in dem wir Wohnrecht haben, zusammen mit unserer Sehnsucht und unseren Gefühlen. Musiker lassen uns teilhaben an einer Himmelfahrt der Klänge.


Man könnte nun einwenden, Musiker seien Architekten von flüchtigen Klangräumen. Sobald der letzte Ton verklungen ist, wird die Musik zur Beute der Vergänglichkeit. Wie eine Rose, die verwelkt, wenn sie geblüht hat. Doch wer möchte auf Rosen verzichten? Der Himmel ist kein toter Betonbau, sondern ständig neu erlebte Wirklichkeit wie Musik.


Ein südamerikanischer Dichter hat ein- mal geschrieben:

Es gibt noch so viel Mais zu pflanzen,

so viele Kinder zu unterrichten,

so viele Kranke zu heilen,

so viel Liebe zu verwirklichen,

das Wichtigste aber ist, noch mehr Lieder zu singen.


Er meinte wohl damit, dass wir Menschen die Musiker und Musikerinnen nötig haben, die immer wieder eine Ahnung des Himmels anklingen lassen. Um selber einstimmen zu können und aus dem Lied der Hoffnung Kraft zu schöpfen.


Tarcisi Venzin und Peter Vogt

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